Duisburg.
Abordnungen von 30 Duisburger Karnevalsvereinen marschieren mit. Die Narren kritisieren die Regierung und loben einen Kirchenmann.
Am Wetter können selbst Narren nichts ändern. Aber der Nieselregen, der das große Hoppeditz-Erwachen des Hauptausschusses Duisburger Karneval (HDK) in der Innenstadt über Stunden begleitete, konnte ihnen nicht den Spaß verderben. Mit Pauken und Trompeten, Tanz und Gesang starteten die 30 dem Stadtverband angeschlossenen Vereine am Samstag vor dem Rathaus auf dem Burgplatz in die neue Session.
HDK-Präsident Michael Jansen nahm es gelassen. „Der Wetterbericht hatte Schlimmeres angedroht“, meinte er. Kurz vor 11 Uhr machte er sich aber doch Sorgen, wo denn die Karnevalisten blieben, die sich auf der Königstraße sammelten, um gemeinsam zum Rathaus zu marschieren. Und er hatte keinen Kontakt zu Zugleiter Jürgen Köster, der das bunte Chaos organisierte. „Ich hoffe, der verläuft sich nicht.“
Der Geruch des Bieres lockte den Hoppeditz hervor
Die Sorge war unbegründet. Mehr als 1000 Uniformierte kamen, denen sechs Kapellen den Marsch bliesen. Traditionell führten jene Gesellschaften den Zug an, die in diesem Jahr ein närrisches Jubiläum feiern: Rote Funken (77), die Neumühler „Pilssucher“ (66) und die Römergarde (22). Dahinter folgten Karnevalsgesellschaften aus dem gesamten Stadtgebiet, von den „Piraten des Südens“ bis zu den Marxloher Jecken, von den Blau-Silbernen aus Rheinhausen bis zur Kilt tragenden Schottenzunft.
Stadtdirektor Martin Murrack eröffnete den Karneval im Namen der Stadt Duisburg. Er tat das auf sympathische Weise: Er zapfte Bier aus einem großen Fass mit Gerstensaft aus der Beecker König-Brauerei. Der Geruch des Bieres lockte den Hoppeditz hervor. „Helau, ihr Jecken. Mit Pils lass‘ ich mich gerne wecken“, bekräftigte die Symbolfigur der Narretei.
Ein durstiger Hoppeditz und ein sympathischer Kirchenmann
Brian Oelschlegel, der seit 15 Jahren ins Gewand des Spaßmachers schlüpft, kommentierte scharfzüngig das Zeitgeschehen. Natürlich nahm er die Bundestagswahl und die Streitereien innerhalb der Koalition aufs Korn. Er glaube nicht daran, dass sich für die Bürger viel ändert. „Glaubt bloß nicht an die Wende. Gespart wird wieder nur am falschen Ende.“ Lob gab es vom Hoppeditz nur für karnevalistische Einigkeit – und für den MSV.
Michel Jansen hatte noch Lob für einen anderen, nämlich für den katholischen Stadtdechanten Andreas Brocke. Jansen bezeichnete es als einen Gewinn für die Stadt, dass der 55-Jährige vor drei Jahren nach Duisburg kam und ernannte ihn als Lohn für seine „Verdienste um Kirche, Duisburg, Karneval“ zum geistlichen Oberhaupt des HDK. Brocke betonte in seinem Dank die historische Zusammengehörigkeit und die Gemeinsamkeiten von Kirche und rheinischem Karneval. „Vor dem Herrgott sind wir alle gleich. Das sollte man aber auch außerhalb der Session nicht vergessen.“
Sessionsmotto: „Europa im Herzen, Konfetti im Blut“
Das mehrstündige Programm, bei dem der HDK diesmal ausschließlich Eigengewächse präsentierte, eröffneten die jungen Tänzerinnen der KG Königreich Duissern. Sie nahmen die Zuschauer auf eine Reise durch Europa mit. Das passt zum Motto der Session 2025/26: „Europa im Herzen, Konfetti im Blut“. Bis zum Nachmittag zeigten viele Gesellschaften ihr Können. Da lud die KG „Alle Mann an Bord“ die Zuschauer zum Mitsingen ein, Solisten der TSG Rheinhausen, Tanzformationen der Roten Funken, der Ehrengarde oder aus dem „Sonnigen Süden“ – um nur einige zu nennen – bewiesen, dass der Duisburger Karneval vorbildliche Nachwuchsarbeit betreibt.
Fotos der Veranstaltung: Michael Söhring / HDK
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